Interview: „Wir arbeiten mit Hochdruck und liegen gut im Rennen“ 28MAI

Interview: „Wir arbeiten mit Hochdruck und liegen gut im Rennen“

Im Herbst 2016 wurde der Verband Industry Business Network 4.0 e.V. aus der Taufe gehoben. Das Ziel der Mittelstandsinitiative: Gemeinsam will die neue Vereinigung von Maschinen- und Anlagenbauern das große Potential einer vernetzten Fertigung im Sinne der Anwender erschließen. Der Verbandsvorsitzende Igor Mikulina (Geschäftsführer MicroStep Europa GmbH) und Prof. Dr.-Ing. Johannes Schilp (Universität Augsburg, Lehrstuhl für Produktionsinformatik und Fraunhofer IGVC ) schildern im Interview, was bisher bereits erreicht wurde und welche konkreten Schritte jetzt auf der Agenda stehen.

 

 

Herr Mikulina, die Gründung des neuen Verbands hat ein breites Medienecho ausgelöst. Die Idee, das Thema Smart Factory im Rahmen einer Mittelstandsinitiative – herstellerübergreifend und auf Augenhöhe – anzugehen schlägt nach wie vor Wellen. Wo steht der Verband heute?

 

Igor Mikulina: Selbstverständlich hat es uns sehr gefreut, dass die für unsere Branche maßgeblichen Fachmedien das Thema aufgegriffen haben. Eine junge Initiative wie die unsere lebt davon, dass über sie gesprochen und Interesse erzeugt wird. Davon haben wir stark profitiert: Mittlerweile haben sich mehr als ein Dutzend z.T. namhafter Unternehmen im Verband zusammengeschlossen. Und bei der nächsten Vorstandssitzung werden wir wieder einen Schwung neuer Mitglieder mit an Bord nehmen. Zeitgleich haben wir alle Vorbereitungen abgeschlossen, damit der Verband seine operative Arbeit aufnehmen kann: Die Planung für eine erste Referenzanlage am Verbandssitz in Bad Wörishofen

 

steht kurz vor dem Abschluss. Und Anfang Juli werden wir im Rahmen von gemeinsamen Workshops erarbeiten, welche konkreten Mehrwerte wir im ersten Schritt im Rahmen der Referenzanlage demonstrieren wollen.

 

 

Herr Prof. Dr. Schilp, Sie begleiten den jungen Verband seit seiner Gründung als Mitglied und haben maßgeblich an der Ausarbeitung und Ausgestaltung der Roadmap mitgewirkt. Was sind aus Ihrer Sicht die zentralen Erfolgsfaktoren, damit der Verband seine Ziele erreichen kann?

 

Prof. Dr.-Ing. Johannes Schilp: Wichtig ist, dass wir im Verband eine funktionierende Struktur für die gemeinsame Zusammenarbeit gefunden haben: In Arbeitskreisen und -gruppen werden wir herstellerübergreifend erarbeiten, welche Mehrwertfunktionen wir im Rahmen einer vernetzten Produktion für den Endanwender entwickeln wollen. Der Lösungsraum für solche konkreten Lösungen ist umfassend, jetzt geht es darum, gemeinsam zu definieren, welche Themen aus den Bereichen Arbeits- und Ressourcenmanagement, Maintenance, Energieeffizienz, Qualitätssicherung, Arbeitssicherheit und Supply Chain wir im ersten Schritt konkret angehen werden.

 

Das könnte beispielsweise ein herstellerübergreifendes automatisiertes Wartungsmanagement oder das Monitoring und Reporting des Energieverbrauchs aller Anlagen einer Produktion sein. Und dann wird es darauf ankommen, wie schnell wir diese Lösungen im Rahmen der Referenzanlage, eines cyber-physischen Produktionssystems in einer herstellerübergreifenden vernetzten Produktion demonstrieren können.

 

Mikulina: Daran arbeiten wir derzeit mit Hochdruck und liegen gut im Rennen. Die Herausforderung ist dabei aus meiner Sicht nicht die Vernetzung der Anlagen und die Demonstration der von unseren Mitgliedern definierten Funktionalitäten. Die Herausforderung liegt vielmehr darin, Themen wie Interoperabilität und Safety und Security von Beginn an nicht nur mitzudenken sondern strukturell bei der Entwicklung mit zu berücksichtigen.

 

 

Wie will der Verband das bewerkstelligen?

 

Mikulina: Indem wir mit Experten wie Prof. Dr. Schilp und seinem Team auf dem Feld der Produktionsinformatik oder dem TÜV Süd im Bereich Safety und Security in allen Entwicklungsschritten von Beginn an eng zusammenarbeiten. Und auch von Seiten der im Verband engagierten Hersteller können wir auf ein riesiges Know-how-Netzwerk zurückgreifen.

 

 

Wie sehen die nächsten Meilensteine in der Planung des Industry Business Network 4.0 e.V. aus?

 

Schilp: Ab Anfang Juli startet nun die operative Verbandsarbeit der Mitglieder mir den ersten Arbeitskreisen und –gruppen. Im Herbst wird das Industry Business Network 4.0 sich dann im Rahmen mehrerer Veranstaltungen präsentieren. Z.B. wird Mitte November  zur zweiten Ausgabe des Fachkongresses Fertigung 4.0 an den Verbandssitz nach Bad Wörishofen eingeladen. Hier haben wir uns zum Ziel gesetzt, eine erste Applikation auf Grundlage einer herstellerübergreifenden Vernetzung von Anlagen zu präsentieren. Dabei wird es sich nicht um einen rein virtuellen Demonstrator handeln, sondern Anlagen der Mitgliedsunternehmen, welche sich entsprechend beteiligen wollen, sollen eingebunden sein. Also  Industry Business Network 4.0  live und zum Anfassen!

 

Mikulina: Und davor wollen wir selbstverständlich auch auf der Messe Schweißen und Schneiden 2017 in Düsseldorf Flagge zeigen – jedes Mitgliedsunternehmen das vor Ort ausstellt wird vom Verband entsprechend mit Infomaterial ausgestattet. So erreichen wir im Ergebnis eine stattliche Präsenz bei der wichtigsten Veranstaltung unserer Branche in diesem Jahr. Wir sind alle mittelständische Unternehmen, die beim Thema Industrie 4.0 eine ganze Menge vereint: Wir sind innovativ, wir sind erfolgreich in dem was wir tun, und wir sind prinzipiell offen für Kooperationen – denn wir sind davon überzeugt: Nur gemeinsam und auf Augenhöhe kann es gelingen, den großen Mehrwert, den eine Smart Factory potentiell bietet, im Sinne unserer Anwender zu erschließen.